
B 1. UNTER DER ERDKRUSTE
)B 1. Formende Kräfte unter der Erdkruste
Aufwölbung und Hebung der Erdkruste
Die Erdkruste ist an ihrer Oberfläche erstarrt, doch je tiefer man in die Erde eindringt, desto wärmer wird es. Das wissen die Mineure, aber auch die Autofahrer, die durch den Gotthardtunnel ins Tessin fahren: In der Mitte des Tunnels steigt die Temperatur an auf über 30°C, im Gotthard-Basistunnel (Eisenbahnstrecke) sogar auf über 40°C.
Im Labor setzen Geologen Gesteine einer steigenden Temperatur und Druck aus, bis sich ihre chemischen Bestandteile verändern oder das Gestein gar plastisch verformbar wird. Anhand solcher Werte konnte man abschätzen, in welcher Tiefe diese Gesteine einmal abgelagert waren. So ergaben sich Messergebnisse für Gesteine des Nord-Tessins: eine Tiefe von 20 bis 25 km²), anderen Orts bis 80 km (Serpentinit, Theodulpass, VS)⁶).
In einer Tiefe, in der das Gestein duktil (plastisch verformbar) wird, spricht die Geologie von der Asthenosphäre (der oberste Teil des Erdmantels). In diesen Tiefen gibt es Bewegungen und Verschiebungen von Gesteinsmassen[a]. Diese Verlagerungen vollziehen sich jedoch so langsam, dass sie nicht verfolgt werden können.
Aber Schichten der früheren Asthenosphäre sind heute an der Erdoberfläche sichtbar geworden. Ihre erstarrten Formen können wir anschauen.
Die folgenden Bilder zeigen Gesteinsformationen der sogenannten Helvetischen Decken. Auf der Landkarte liegen die Helvetischen Decken in einem breiter Band. Sie grenzen nördlich an das kristallinen Aarmassivs und erstrecken sich von Sion bis zum Säntis.

Ich habe hier zur Orientierung die Helvetischen Decken in "etwa" eingezeichnet.
[ii] siehe Verzeichnis Labhart
[Vi] siehe Verzeichnis Serpentinitgestein des Theodulpasses
[a] Siehe Beitrag «3. Insubrische Linie / 3.3»

v.l.n.r. Kalkstein, Prodkammfalte (Flumserberg, SG), (2x) Schieferformation (Sufers-Splügen, GR), Kalkstein (Brienz, BE)

v.l.n.r. Serpentinit (Clemgiaschlucht, GR), (2x) Kalk (Splügenpass, GR), Kalk, Giesbachfälle (BE)

v.l.n.r. Serpentinit (Riffelsee, VS), Kalk (Sichelkamm, SG), Kalk ob Iseltwald, BE.

v.l.n.r. Kalk (Brünnelistock, GR), Schiefer (Sufers, GR), Gneis (Sustenpass), Tessiner Gneis (Valle di Peccia) Sehen Sie, wie sich beim Brünnelistock die Kalkschichten in den Himmel weiter fortsetzen! Da war mal mehr vorhanden und was ich hier sehe ist ein Fragment eines viel grösseren Komplexes.
Dass wir diese Vielfalt an Faltungen heute an der Erdoberfläche sehen, sagt zweierlei aus:
1. Wir haben eine gewaltige und beständige Hebung (Aufwölbung) der Alpen.
2. Durch eine gewaltige Erosion wurden Kilometer dicken Erdschichten abgetragen. Sie wurden gegen Süden in der Poebene und gegen Norden in dem Rheintalgraben abgelagert.

Mit diesen letzten drei Bildern will ich dieses Thema abrunden. (Bild links) 1966 erstieg ich das Oldenhorn. Es ist über 3000 m. hoch. Als wir unseren Fuss auf den Gipfel setzten, da lagen lauter Kalksteine mit winzigen Fossilien. Wir hatten auf über 3000 Meter Meeresbodengestein unter uns! Eingekreist habe ich das Nägelihorn. Achten Sie auf diesen Schwung, diese Drehung der Gesteinsmassen. (Bild Mitte) Das Schlauchhorn ragt im Süden ¨über Gsteig hoch hinaus. Ich habe diesen Berg fünf mal bestiegen. Dieses Bild hat Toni Labhart vorne auf seinem Buch abgebildet. Ich habe es nachgezeichnet, weil auch hier die Bewegungsdynamik der Gesteinsmassen so schön sichtbar wird. (Bild rechts) Das Kleinhörnli liegt östlich von Gsteig. Beachten Sie die Kalksteinschichten, die unten in der Erde gedreht und senkrecht gestellt wurden.
Weiter zu: "Das Zeitproblem" Zurück zum Inhaltsverzeichnis